Wir sagen dir, wieso du eigentlich Angst vor den PKV-Beiträgen im Alter hast und wie du dieses Problem lösen kannst.
Von: Tobias Lommer / Jannik Menten
Zwei Sachen lassen sich bereits zu Beginn konstatieren:
Punkt 2 heißt aber auch: je länger du die Entscheidung hinaus zögerst, insbesondere aufgrund der Angst steigender Beiträge im Alter, desto mehr Zeit und Geld verlierst du eigentlich.
Die Krankenversicherung in Deutschland teilt sich in das private und das gesetzliche System (mehr dazu hier).
In den gesetzlichen Krankenkassen richtet sich der Beitrag
1) nach dem aktuellen Beitragssatz (derzeit 14,6%),
2) dem individuellen Zusatzbeitrag der jeweiligen Krankenkasse (bis zu 1,6%)
3) dem Beitrag für die Pflegepflichtversicherung (kurz: PPV – 3,4 % bzw. Kinderlose über 22 J. 4%) sowie
4) der Beitragsbemessungsgrenze (2023: 4.987,50 € / mtl.).
Für Arbeitnehmer in der gesetzlichen Krankenversicherung (kurz: GKV) übernimmt der Arbeitgeber von diesem Beitrag 50%, die anderen 50% zahlt der Arbeitnehmer aus seinem Brutto (siehe Grafik).
Für dich als kinderloser Arbeitnehmer über 22 (finanziell quasi der worst case in der GKV), der über der Beitragsbemessungsgrenze verdient, ergibt sich daraus aktuell folgende Formel*:
Monatlicher GKV-Beitrag = (Beitragssatz+Zusatzbeitrag) x 4.987,50 €
= (14,6% + 1,6%) x 4.987,50 €
= 807,98 €
Monatlicher PPV-Beitrag = PPV-Satz x 4.987,50 €
= 4% x 4.987,50 €
= 199,50 €
Die Gesamtformel lautet = (Beitragssatz + Zusatzbeitrag + PPV-Beitrag) x SV-pflichtiges Einkommen (max. 4.987,50 € / mtl.)
Daraus ergibt sich aktuell ein monatlicher Gesamtbeitrag von 1007,48 €*. Hierbei handelt es sich um Gesamtbeiträge, d.h. der Arbeitgeber bezahlt hiervon jeweils 50%.
Im Vergleich: eine gute private Krankenversicherung bekommst du bereits ab ca. 700,00 € im Monat.
Kurz und knapp: weil der Arbeitnehmer (2023) deine PKV maximal mit 50% des monatlichen GKV-Beitrags und 50% des monatlichen PPV-Beitrags unterstützt.
In Zahlen: für deine PKV bekommst du vom Arbeitgeber 403,99 € monatlich als Zuschuss, für die PPV (die immer mit der PKV abgeschlossen wird) maximal 99,75 € als Zuschuss.
Wenn man den Wechsel in die PKV also aus einer finanziellen Perspektive betrachtet (und das tun wir gerade), dann solltest du auf diese Zuschussgrenzen achten, um nicht schon heute brutto mehr für deine PKV zu bezahlen als du es vielleicht in der GKV tun würdest.
Das zeigen wir euch am musterhaften Beispiel eines Premium-Tarifs bei Eintritt mit 31 Jahren inklusive der Absicherung eines Krankentagegeldes i.H.v. 150,00 € am Tag (Kommentar: das wäre die beispielhafte Kalkulation für ca. 70.000 € Bruttoeinkommen):
Kompakttarif: 634,76 € / mtl. (davon 57,71 € / mtl. gesetzlicher Zuschlag für Altersrückstellungen)
PVN (Pflege): 59,55 € / mtl.
KTG: 69,00 € / mtl.
Summe: 763,31 €
Zahlbeitrag nach AG-Zuschuss: 381,66 €
Vergleich GKV nach AG-Zuschuss: 503,74 € mtl.
Im Alter würden die Altersrückstellungen sowie das Krankentagegeld wegfallen, der Beitrag sich also erst einmal (vor medizinischen Fortschritt, Inflation & Fehlkalkulation) wie folgt reduzieren:
Kompakttarif: 577,05 € / mtl.
PVN: 59,55 € / mtl.
Summe: 636,60 €
Bereits heute würdest du in einem absoluten PKV-Top-Tarif jeden Monat Geld sparen und gleichzeitig die Vorteile der PKV genießen. Dabei ist noch nicht berücksichtigt, dass du relativ simpel den Beitrag weiter reduzieren kannst.
Dafür rufen wir uns noch einmal die Formel vor für die GKV vor Augen:
GKV-Beitrag: (Beitragssatz+Zusatzbeitrag+PPV-Beitrag ) x Einkommen (max. 4.987,50 € / mtl.)
Weil die letzte Variable “sozialversicherungspflichtiges Einkommen” im Alter aber aufgrund des Renteneintritts sinkt, wird auch der Zuschuss für die PKV im Alter geringer, während aber die Beiträge wie vertraglich vereinbart gleich bleiben bzw. durch die Inflation und den medizinischen Fortschritt sogar steigen können / werden.
Dadurch verschiebt sich der Anteil für die PKV von Stand heute meistens 50% Arbeitgeber und 50% Arbeitnehmer womöglich zu deinen Ungunsten (konkretes Beispiel?), weshalb du bereits frühzeitig eine Entscheidung für die PKV treffen solltest, um entsprechend hohe Altersrückstellungen zu bilden und auch eigenständig vorsorgen kannst.
Würdest du im Jahr 2023 die Maximalrente erhalten, würdest du einen monatlichen Zuschuss von 251,35 € / mtl. erhalten. Dein relativer Anteil an der Krankenversicherung erhöht sich also in o.g. Beispiel auf ca. 60% des Beitrags (hier: Best-Case-Szenario). Dabei müssen wir allerdings festhalten, dass es sich bei der PKV in diesem Modell um einen Hochleistungstarif handelt während die GKV nur einen Basisschutz abdeckt. Und in welchem Alter ist man nochmal häufiger ernsthaft erkrankt? 😉
Und es geht noch weiter …
Viele Arbeitnehmer zahlen in eine betriebliche Altersvorsorge ein.
Beispiel: 635,00 € mtl. Rente aus betrieblicher Altersversorgung
Die Höhe der durchschnittlichen bAV-Leistung beträgt in Deutschland (2023) 635,00 € (Quelle: sozialpolitik-aktuell.de). Abzüglich des Freibetrags von 169,75 / mtl. ergeben sich folgende Zusatzkosten für die Krankenkasse + die Pflegepflichtversicherung in der GKV:
SV-pflichtiger Beitrag = 635,00 € – 169,75 € = 465,25 € / mtl.
Daraus ergibt sich folgender zusätzlicher GKV-Beitrag (inkl. PPV):
GKV (14,6% + 1,6%) = 465,25 € x 16,2% = 75,37 € mtl.
PPV = 465,25 € x 3,4% = 15,81 € / mtl.
Es ergibt sich also eine Summe (GKV + PPV) von 91,18€ / mtl. für die gesetzliche Krankenkasse nur für die zusätzliche betriebliche Altersversorgung. Bei gleichbleibenden Leistungen und in diesem Fall ohne Zuschuss der Rentenversicherung.
Bist du auch in der Rente in der PKV versichert, fallen keine weiteren Kosten an durch Rentenbezüge bspw. aus der betrieblichen Altersversorgung.
Das führt uns zurück zur Einleitung:
Wenn du dir rechtzeitig Gedanken um die PKV machst und entsprechend vorsorgst gibt es keinen Grund zur Sorge.
Über den Autor
Tobias Lommer ist Gründer von The Finance Athletes. Er ist spezialisiert in der Beratung von Profisportlern sowie im Bereich der privaten Krankenversicherung.
*bei einem angenommenen Zusatzbeitrag für die gesetzliche Krankenkasse von 1,6%