Statistisch gesehen, wird jeder Vierte im Laufe seines Arbeitslebens einmal berufsunfähig. Um nicht zu sagen: 25%. Tendenz steigend.
Auch wenn das Risiko einer Berufsunfähigkeit für viele junge Leute weit hergeholt erscheint, abstreiten lässt es sich einfach nicht.
Die Berufsunfähigkeitsversicherung zahlt dir einen Einkommensersatz, solltest du aus gesundheitlichen Gründen deinem aktuellen Beruf nicht mehr nachgehen können. Definiert ist Berufsunfähigkeit folgendermaßen: Wer für voraussichtlich sechs Monate, weniger als 50% seinem Beruf nachgehen kann, der ist berufsunfähig.
Tritt Berufsunfähigkeit ein, dann zahlt die gewählte Versicherung eine monatliche Rente für den gesamten Zeitraum, indem man nicht mehr arbeiten gehen kann. Abhängig von dem versicherten Berufsbild, dem Eintrittsalter, der BU-Rente und dem Gesundheitszustand, kalkuliert der Versicherer einen konstanten Beitrag für die gesamte Laufzeit.
Auch wenn uns das Privileg zuteil wird, dass wir im Sozialstaat Deutschland leben, können wir uns leider nicht ausschließlich auf Sozialleistungen verlassen, sollte unser Einkommen einmal wegfallen.
Der Staat unterstützt mich doch, sollte ich nicht mehr arbeiten können.
Für Menschen geboren vor dem 01.01.1961 trifft diese Aussage sogar noch zu. Wenn du dich als über 60-Jähriger Mensch auf unsere Seite verirrt hast und nach einer BU suchst, dann bist du wahrscheinlich etwas zu spät dran. Für alle anderen gibt es die gesetzliche Erwerbsminderungsrente.
Die deutsche Sprache ist sehr genau, weshalb sich ein genauer Blick auf diesen schönen Begriff der Erwerbsminderungsrente lohnt.
Erwerb: Der Begriff Erwerb grenzt sich stark vom Begriff Beruf ab. In Deutschland wird unter „Beruf“ i. d. R. eine systematisch erlernte, spezialisierte, meistens mit einem Qualifikationsnachweis versehene Tätigkeit verstanden.
Erwerb hingegen beschreibt eher allgemein alle Tätigkeiten, die dazu dienen können, den eigenen Lebensunterhalt zu verdienen. Kurz gesagt: Jeder am Arbeitsmarkt verfügbare Job.
Ausnahmslos jeder, der arbeiten geht und auf sein Einkommen angewiesen ist. Oder besser gesagt jeder, der zukünftig auf sein Einkommen angewiesen sein wird, denn auch Studenten benötigen bereits eine Berufsunfähigkeitsversicherung. Deine BU brauchst du genau so lange, bis du genug Vermögen aufgebaut hast, dass du auch ohne regelmäßiges Einkommen deinen Lebensstandard halten kannst.
Spoiler Alert: Die Wenigsten erreichen dieses Ziel.
Jetzt. So früh wie möglich. Gestern.
Weshalb? Je früher du eine BU abschließt, desto günstiger ist sie in der Regel.
Außerdem hängt deine Versicherbarkeit auch von deiner Gesundheit ab. Anders als eine Haftpflicht oder Hausrat, kann es nämlich sein, dass dich gar kein Versicherer überhaupt gegen Berufsunfähigkeit versichern möchte. Warst du beispielsweise mehrfach in physiotherapeutischer Behandlung wegen eines Bandscheibenvorfalls oder hast du Bluthochdruck, Neurodermitis oder sonstige gesundheitliche Einschränkungen, dann überlegt der Versicherer sich dreimal, ob er dein persönliches Risiko absichern möchte.
Je jünger du bist, desto eher bist du vielleicht noch gesund und erhältst überhaupt die Möglichkeit, dich optimal abzusichern.
Je höher, desto besser. Einfacher lässt sich die Frage nach der richtigen Rentenhöhe nicht beantworten.
Mindestens 1.000 €, egal ob Student, Azubi oder normaler Angestellter.
Alles unter 1.000 € könnte mit Hartz-IV oder der Grundsicherung im Alter verrechnet werden und hilft dir daher nicht weiter. (siehe dazu Artikel: BU-Renten unter 1.000 €).
Ansonsten sollte die BU-Rente natürlich so nah wie möglich an deinem Nettoeinkommen liegen, damit sie auch ein realer Einkommensersatz für dich ist. Individueller könnte die Auswahl der richtigen Rentenhöhe also kaum ausfallen. Doch ganz ohne Regeln und Vorgaben des jeweiligen Versicherungskonzerns geht es natürlich auch nicht, wäre doch andernfalls eine Rentenhöhe von 10.000 € monatlich ein interessanter Anreiz, um die eigene Arbeitsfähigkeit selbst negativ zu beeinflussen.
Die gängigste Vorgabe im deutschen Versicherungsraum sind 80% des Nettoeinkommens oder 60% des jährlichen Bruttoeinkommens.
Für Berufe ohne oder mit geringem Einkommen werden diese Grenzen durch Pauschalen meist aufgeweicht. So kann sich ein Student schnell mal bis 1.500 € Rente versichern lassen, auch ohne regelmäßiges Einkommen. Gleiches gilt für Auszubildende, die meist Einkommen kleiner 1.000 € haben, auch hier sind Absicherungen zwischen 1.000 € und 1.500 € möglich.
Da das Einkommen natürlich variabel und für die Zukunft hoffentlich steigend ist, lohnt es sich, einen Blick darauf zu werfen, wie die BU-Rente im Laufe der Jahre angepasst werden kann. Stichworte: Dynamik und Nachversicherungsgarantie
Dazu später mehr.
Bei der Auswahl des richtigen Versicherers macht es daher auch Sinn zu schauen, wer welche Rentenhöhen für welchen Beruf zulässt. Manche Unternehmen sichern auch mal 500 € mehr ab als andere und eignen sich vielleicht trotz 5,00 € Mehrbeitrag viel eher als passende Absicherung.
Es gibt so ein paar gängige Mindeststandards, welche jede gute BU einfach erfüllen muss.
Dazu zählen zum Beispiel ein Prognosezeitraum von sechs Monaten oder der Verzicht auf abstrakte Verweisung. Mittlerweile ist der BU-Markt allerdings so standardisiert, dass man kaum BUs finden wird, welche diese Standards nicht erfüllen. Die Ausgestaltung der richtigen Rentenhöhe, das passende Endalter, die richtige Beantwortung der Gesundheitsfragen und das Einbauen passender Zusatzklauseln sind zunächst mal wichtiger, als den vielleicht besten BU-Tarif am Markt zu finden, nur weil der auf §163 VVG verzichtet, oder eine bessere Einmalleistung für Krebserkrankungen verspricht.
Wenn die Ausgestaltung der Parameter passt und einem dank guter Gesundheit der gesamte BU-Markt offen steht, erst dann lohnt es sich, wirklich hinter die Kulissen der Tarifbedingungen zu blicken, um wichtige Unterschiede auszumachen.
Eine gute definierte Umorganisationsklausel bei Selbständigen, gute Nachversicherungsgarantien für junge Akademiker oder auch der Blick auf die Bilanzkennzahlen des Versicherungsunternehmens unterscheiden später eine gute BU von einer sehr guten.
Wenn du all unsere Hinweise beachten möchtest, dann kann der Weg dich nur zu einem Makler führen, der eine Vielzahl an BU-Versicherern miteinander vergleicht und die bestmögliche Option für dich auswählt.
Über den Autor
Jannik Menten ist Gründer von The Finance Athletes. Er weiß eigentlich in jedem Thema alles. Klingt komisch, ist aber so.